Das Projekt GrünSchatz erprobt im westlichen Münsterland und im Lipperaum neue Saatgutmischungen aus 22 heimischen Wildpflanzen. Diese sind ertragreich genug, um in Biogasanlagen verwertet zu werden, besitzen einen hohen ökologischen Wert und haben positive Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Die mehrjährigen Wildpflanzen-Kulturen könnten eine Alternative zum Maisanbau sein, der im westlichen Münsterland stark verbreitet ist und negative Begleiterscheinungen mit sich bringt.GrünSchatz gibt damit nicht nur eine Antwort auf eine Zukunftsfrage der Region - das Projekt zeigt auch, welche Innovationskraft und Multiplikator-Wirkung ein Projekt entfalten kann, wenn Partner aus verschiedenen Disziplinen und Interessensgruppen zusammenarbeiten. Da Mais zur Energiegewinnung in Biogasanlagen eingesetzt und als Tierfutter genutzt werden kann, ist der Anbau so stark verbreitet. Dies hat nicht nur Folgen für das Landschaftsbild, sondern auch negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Der Rückgang an Blütenpflanzen und Pollen nimmt beispielsweise Insekten, Vögeln und Säugetieren ihre natürlichen Lebensräume. Die Verbreitung von Pflanzenschädlingen wie Maiszünsler oder Maiswurzelbohrer könnte zudem zunehmend zu einem wirtschaftlichen Risiko werden. Die GrünSchatz-Pflanzen könnten in Zukunft eine Ergänzung zum Maisanbau sein. Auf Versuchsflächen in Dorsten, Billerbeck, Coesfeld und Schermbeck werden sie unter ökologischen und ökonomischen Aspekten sowie unter Gesichtspunkten der Landschaftsgestaltung untersucht und wissenschaftlich ausgewertet. Das Projekt will dazu beitragen, die negativen Effekte der Energiewende auf die Landschaft und die Pflanzen- und Tierwelt abzumildern und dies nachzuweisen (ökologische Säule). Exaktparzellen-Versuche zeigen, welche wirtschaftlichen Potenziale zu erschließen sind und wie groß die Ertragslücke zum konventionellen Maisanbau ist (ökonomische Säule). Gleichzeitig werden Betreibermodelle entwickelt, die zeigen sollen, wie der Anbau der Pflanzen auch ökonomisch langfristig tragfähiger sein kann. Außerdem werden der gestalterische Mehrwert der Wildpflanzenflächen und die Akzeptanz bei verschiedenen Akteursgruppen untersucht (soziale Säule). Das GrünSchatz-Projekt ist ein Gemeinschaftswerk der Stadt Dorsten, der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und des Instituts für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. An der Arbeit sind zudem viele weitere Partner und Akteure aus dem westlichen Münsterland beteiligt. GrünSchatz ist zunächst auf vier Jahre angelegt und wird noch bis zum Frühjahr 2019 gefördert. Das Projekt stößt auf großes öffentliches Interesse im westlichen Münsterland und darüber hinaus. Ein fachlich breit aufgestellter Beirat begleitet das Projekt inhaltlich und reflektiert die Untersuchungsergebnisse. In der Testphase haben sich weitere Untersuchungsfragen herauskristallisiert, die durch verschiedene Akteure bearbeitet werden. Eine wichtige Vernetzung erfolgt dabei über das „Netzwerk Lebensraum Feldflur", in dem sich bundesweit ähnliche Projekte austauschen.
Buttschardt, Tillmann | Professur für Angewandte Landschaftsökologie/Ökologische Planung (Prof. Buttschardt) |