Gottwalles Lorenz, Stremmer Annika, Wagner Manuel
Forschungsartikel (Zeitschrift) | Peer reviewedIm urbanen Raum konzentrieren sich Prozesse der Verdrängung, des Ausschlusses, der Grenzziehungen und stereotypen Zuschreibung. Diese Prozesse ermöglichen es, Menschen, die bestimmten Gruppen oder Szenen zugeordnet werden, als außerhalb einer Stadtgesellschaft stehende Akteur*innen zu marginalisieren. Orte, an denen sich marginalisierte Menschen tagtäglich aufhalten, werden dabei diskursiv fast ausschließlich mit ‚Problemen‘ wie Sucht, Kriminalität, Obdachlosigkeit und negativen Empfindungen verbunden. Unsichtbar bleibt in dieser Hinsicht oftmals, inwiefern diese Räume einen durch Sozialität geprägten lebenswichtigen Bezugspunkt für jene Menschen abbilden, die sich dort aufhalten. Um die soziale Relevanz und Funktion dieser Räume herauszustellen, schließen wir in diesem Beitrag an den Begriff des Commonings an und richten unseren Blick auf jene Menschen, die dort ihren Alltag erleben. Mit der hier vorgeschlagenen Erweiterung des Commons-Begriffs durch das "Commoning unter Ausgeschlossenen" geraten ebenfalls als konflikthaft gelesene gemeinschaftliche Praktiken ins Blickfeld. Dies könnte mehr bedeuten als eine begriffliche Nuancierung, denn es macht einen erheblichen Unterschied, ob jene Räume lediglich als Drogenkonsumorte oder eben als Orte alltäglicher Sozialität und Reproduktionsarbeit gelesen werden. Die Sichtbarmachung der Sozialitäten des Commonings wird im Folgenden methodisch durch eine Situationsanalyse nach Adele Clarke erreicht, in der weder Akteur*innen, Aktant*innen, Diskurse noch die Positionalität der Forschenden außen vorgelassen werden und somit jene Soziale Welten in Anerkennung ihrer Unordnung, Ambivalenz und Differenz beschreibbar werden. Eine vor diesem Hintergrund konzeptionierte Situationsanalyse wurde von den Autor*innen zur systematischen Betrachtung und Reflexion von Commoning-Praktiken am Bremer Platz in Münster durchgeführt.
Wagner, Manuel | Professur für Kritische Stadtgeographie (Prof. Dzudzek) |