Heimbach-Steins, Marianne
Forschungsartikel (Buchbeitrag) | Peer reviewed"Der Titel, der mir für diesen Beitrag vorgegeben wurde, bedarf einer Erschließung, soll er weder unerfüllbare Erwartungen noch Missverständnisse provozieren. Die Rede von der Praxis der Menschenwürde wirft die grundlegende Frage auf, ob sich dem Abstraktum Menschenwürde überhaupt eine bestimmte Praxis zuordnen lässt", beginnt Marianne Heimbach-Steins ihren Aufsatz in dem neuen Band "Mensch werden – Christlicher Humanismus zwischen Philosophie und Theologie", herausgegeben von Markus Vogt und Ivo Frankenreiter. Den Begriff "Praxis" möchte sie "als Suchbegrifffür Handlungsmodi verstehen, die der Menschenwürde Ausdruck geben und ihrem Anspruch Rechnung tragen. Unter dieser Prämisse wird, über die Beschreibung solcher Modi hinaus, vor allem nach Kriterien einer Praxis zu fragen sein, die der Menschenwürde Rechnung trägt und Ausdruck verleiht." Der Humanismus hat die Geschichte Europas sowie den moralischen Anspruch der Aufklärung geprägt. Die in ihm wirksam gewordene Synthese zwischen theologischen und philosophischen Zugängen ist heute jedoch höchst fragil. Im Post- und Transhumanismus wird sie radikal in Frage gestellt. Der anthropozentrische Humanismus wird in der Umweltethik nicht selten als Ursache der Naturvergessenheit angeklagt. Mündet der säkulare Humanismus, der die Dimension der Transzendenz verloren hat, in eine Egozentrik, in der sich der Mensch als alleiniges Maß aller Dinge wähnt? Ist der Humanismus in der heutigen Weltgesellschaft als ethischer Kompass akzeptanzfähig? Was heißt Mensch werden im Anspruch der unbedingten Würde? Vor dem Hintergrund dieser drängenden Fragen lotet der vorliegende Band die sozialethische Debatte um den Humanismus unter veränderten Bedingungen neu aus.
Heimbach-Steins, Maria Anna | Professur für Christliche Sozialwissenschaften und sozialethische Genderforschung (Prof. Heimbach-Steins) |