Rodentia nehmen aufgrund ihrer Bedeutung als Modellorganismen in der biomedizinischen Forschung eine prioritäre Stellung innerhalb der Säugetiere ein. Bedingt durch ihre progressive Ausbreitungs- und Reproduktionstendenz und die damit verbunden beschleunigte Rate der organismischen und molekularen Evolution ist ihre evolutive Historie bis heute äußerst schwer zu rekonstruieren. Merkmalswidersprüche auf morphologischer Ebene deren enorme Anzahl einzigartig innerhalb der Säuger ist, führten zu jahrzehntelang anhaltenden kontroversen Diskussionen. Mit molekulargenetischen Methoden hoffte man die bestehenden Konflikte lösen zu können. Retrospektiv betrachtet wurde die vergleichende DNA-Sequenzanalyse diesen Erwartungen nicht gerecht. Einen Eindruck davon vermitteln publizierte Artikel mit den Titeln: 3 „Is the guinea-pig a rodent?“; „The guinea-pig is not a rodent“; „Guinea-pig remains a rodent“, um nur auf ein Beispiel Bezug zu nehmen. Um in einer dritten „Ära“ Antworten auf die vielen ungeklärten Fragen der Nagerevolution geben zu können, möchten wir im hier vorgestellten Projekt mit „springenden Genen“, eingesetzt als molekular-kladistische Marker, ein bisher in Nagetieren weitgehend unberücksichtigtes Markersystem einführen, das nicht anfällig für Merkmalswidersprüche ist. Dieses Markersystem wurde von uns mit großem Erfolg in der Rekonstruktion der Primatenevolution eingesetzt. Informative Marker sollen in verschiedenen Ansätzen gesucht und auf unterschiedliche Fragestellungen gezielt angewandt werden, die Zeitfenster von jungen Aufspaltungen über tiefe Verzweigungen bis zur Wurzel der Nagetiere umfassen. Damit soll die Rekonstruktion der Nagetierevolution auch für biomedizinische Fragestellungen zu einer soliden Basis werden.
Brosius, Jürgen | Institut für Experimentelle Pathologie |
Brosius, Jürgen | Institut für Experimentelle Pathologie |
Schmitz, Jürgen | Institut für Experimentelle Pathologie |