EXC 212 B2-3 - Am Schnittpunkt der Diskurse. Ibn Nubata al-Misri (1286-1366) und die Kultur der Ambiguität

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesTeilprojekt in DFG-Verbund koordiniert an der Universität Münster
Laufzeit an der Universität Münster01.11.2012 - 31.12.2018 | 1. Förderperiode

Beschreibung

Ibn Nubāta, „das Wunder seines Zeitalters und der Solitär seiner Epoche“ (so der Jurist und Religionsgelehrte as-Subki) galt über Jahrhunderte als der bedeutendste Literat des 14. Jahrhunderts. Er lebte in Damaskus und Kairo, zunächst als freischwebender Intellektueller, später als Beamter der Staatskanzlei. Er wurde gleichermaßen wegen seiner Dichtung, seines Prosastils, seiner Kalligraphie und seiner Kenntnisse auf religiösem Gebiet und in der Geschichte bewundert. Er hinterließ zahlreiche Werke (einige sind im Autograph erhalten), darunter Poesie (alle Gattungen von der Panegyrik bis zu erotischer Dichtung), literarische Werke in Prosa, ein Jagdepos, Privatbriefe, amtliche Schreiben und Urkunden, Anthologien, Polemiken und vieles mehr. Er bediente so gut wie alle damals gängigen Medien und Gattungen sprachlicher Kommunikation und erfand einige neue, um ein breites Publikum der Mittel- und Oberschichten zu erreichen. Bis heute sind diese Texte so gut wie völlig unbearbeitet, zum großen Teil noch nicht einmal ediert. Gerade in der Person Ibn Nubātas lässt sich die Diskurspluralität der Mamlukenzeit und ihre Ambiguitätstoleranz am Beispiel einer einzigen Person zeigen. Der fromme Dichter von Lobgedichten auf den Propheten Muhammad verfasst gleichzeitig einen restlos säkularen Herrscherratgeber, der dem exakt 200 Jahre später erschienenen Principe Machiavellis an „Machiavellismus“ um nichts nahesteht. Er veröffentlicht eine Anthologie obszöner Gedichte und erhält gleichzeitig einen hymnischen Eintrag in einer Sammlung von Biographien der wichtigsten shafiʿitischen Religionsgelehrten &c. All diese Wiedersprüche lassen sich an der Person Ibn Nubātas aufzeigen und als Scheinwidersprüche entlarven, nachdem ihr Ort in der „Kultur der Ambiguität“ aufgezeigt wurde.

StichwörterIbn Nubāta; Diskurspluralität; Mamlukenzeit; Ambiguitätstoleranz; Kultur der Ambiguität; Religion und Politik
Webseite des Projektshttp://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/forschung/projekte/b2-3.html
Mittelgeber / Förderformat
  • DFG - Exzellenzcluster (EXC)

Projektleitung der Universität Münster

Bauer, Thomas
Professur für Arabistik und Islamwissenschaft (Prof. Bauer)

Antragsteller*innen der Universität Münster

Bauer, Thomas
Professur für Arabistik und Islamwissenschaft (Prof. Bauer)

Wissenschaftliche Projektmitarbeiter*innen der Universität Münster

Tölke, Stephan
Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation