Preis der Hildegard und Karl-Heinrich Heitfeld Stiftung (Promotionen)  2024

Die Kellwasser-Krise stellt eines der verheerendsten Massensterben des Phanerozoikums dar und wird deshalb zu den fünf großen Massensterben der Erdgeschichte gezählt. Sie wird in zwei aufeinanderfolgende Ereignisse unterteilt, das sogenannte untere und das obere Kellwasser-Event, welche an der Grenze zwischen Frasnium und Famennium stattfanden. Dabei handelt es sich um zwei Zeitstufen, die das Oberdevon untergliedern (vor ca. 372 Millionen Jahren). Das Rheinische Schiefergebirge ist untrennbar mit der Entwicklung einer hochauflösenden Conodonten-Stratigraphie des Oberdevons verbunden. Dabei handelt es sich um einen Bereich der Biostratigraphie, die es ermöglicht, mithilfe von Fossilien Gesteinsformationen zu datieren. Conodonten sind die zahnähnlichen Überreste von marinen Organismen, die einem raschen Formwandel unterlagen und sich deshalb sehr gut als Leitfossilien eignen. In Kombination mit der Analyse von Biofazies und Karbonatmikrofazies, also der Beschreibung der faunalen beziehungsweise floralen Fossilzusammensetzung und weiterer unter dem Mikroskop beobachtbarer Merkmale von Sedimentgesteinen, können Aussagen über die zeitliche und räumliche Entwicklung eines Lebensraums getroffen werden. Die Kellwasser-Krise wirkte sich stark auf die Conodonten-Faunen aus. Die letzte Übersicht über die Aussterbemuster der Conodonten des oberen Kellwassers wurde vor mehr als dreißig Jahren veröffentlicht. Das bedeutet, dass das Verständnis der biologischen Aspekte der globalen Krise nur sehr langsam vorangeschritten ist, während das Wissen über die geochemischen und paläozeanografischen Veränderungen zwischenzeitlich rasch zugenommen hat. Als Ergebnis der Dissertation konnte eine verbesserte Biostratigraphie der oberfrasnischen Conodonten und Trends der Paläodiversität für das obere bis mittlere Frasnium anhand von drei ausgewählten Profilen im Rheinischen Schiefergebirge aufgestellt werden: Ein weiterer Schritt zu einem tieferen Verständnis der Auswirkungen globaler Ereignisse auf die Entwicklung und Vielfalt der Conodonten.